Blog-Beitrag-Tolle-Wolle-Nachhaltige-Materialien

Tolle Wolle?

Tolle Wolle?

Wolle wärmt, ist kuschelig und macht einen Abend vor dem Kamin erst richtig gemütlich. Das ist bestimmt eine häufige Assoziation mit dem Rohstoff, der uns seit tausenden von Jahren begleitet. Seit wann genau Schafe auch zur Wollgewinnung gehalten werden, ist zwar nicht bekannt, die älteste Darstellung eines Wollschafes stammt jedoch aus der Zeit ca. 6000 v.Chr. Seither entwickelte sich das Schaf von einem Tier mit eher kurzer Behaarung zu den heute bekannten Schafen mit üppigem Fell. (1)

Wolle besteht aus Keratin, wie auch Nägel und Haare des Menschen. 

ThinxGreen Blog Artikel über Wolle als nachhaltiges Material - Schafe

Die schon erwähnten Eigenschaften machen Wolle, nicht nur in der Textilindustrie, zu einem besonders beliebten Material. Neben Heimtextilien und Kleidung wird Wolle in Dekoartikeln und auch als Bastelmaterial verwendet.

Am präsentesten ist aber die Verwendung in der Modeindustrie, die von ganz bestimmten Eigenschaften profitieren.

Wolle ist atmungsaktiv und kann eine große Menge Feuchtigkeit aufnehmen. Auch wenn man schwitzt, fühlt sich das Material angenehm trocken an. Davon profitieren vor allem Sportler in Form von Funktionswäsche. 

Sie ist elastisch und dehnbar und bietet vielfältige Möglichkeiten bei der Verarbeitung.

Wolle ist pflegeleicht, oft reicht das Auslüften der Kleidung an der frischen Luft.

Im Material ist Wollwachs (Lanolin) enthalten. Damit schützen sich Schafe bei Regen vor einem kompletten Durchnässen. Davon profitieren auch die  hergestellten Textilien und haben dadurch eine wasserabweisende Wirkung.

Das wohl einzigartigste: Wolle kann kühlen und wärmen. In der Wolle gibt es kleine Luftkammern, in denen die Körperwärme gespeichert wird. 

Wenn es zu warm wird, schwitzt der Körper. Diese Feuchtigkeit wird von der Wolle aufgenommen, verdunstet und kühlt dadurch auf natürliche Art den Verwender. (2)

Neben der klassischen Schafwolle gibt es noch andere Arten, die sich optisch und in ihren Eigenschaften unterscheiden

Angorawolle stammt von Angorakaninchen und ist besonders flauschig. Ähnlich ist es bei Kaschmir, das stammt von der Kaschmirziege und ist besonders weich. Ebenfalls sehr kuschelig und wärmend ist Alpakawolle. Besonders warm aber hält Wolle vom Yak, einer besonderen Rinderart.

Mohair ist eine Wolle, die von der Angoraziege stammt.

Es gibt also eine unglaubliche Vielzahl an Arten und damit auch Verwendungsmöglichkeiten. Die Vorteile machen es zu einem gerne gewählten Rohstoff. 

Aber gibt es nur tolle Wolle?

Nein. 

ThinxGreen Blog Artikel über Wolle als nachhaltiges Material - Angoraziege

Es gibt eine Vielzahl an Problemen, die mit der Wollgewinnung einhergehen. Da sind zum einen die generellen Haltungsbedingungen der Tiere. Neben dem häufig fehlenden respektvollen Umgang mit den Tieren gibt es speziell in der Wollgewinnung Missstände. 

Bei Schafen ist es sehr verbreitet Mulesing zu betreiben (Die Haut rund um den After wird oft ohne Betäubung herausgeschnitten, denn eine möglichst glatte Narbenfläche soll erreicht werden). Getan wird das, um zu verhindern, dass sich in Hautfalten rund um den Schwanz der Tiere Fliegen ansammeln und Eier legen. Das klingt zwar nach einer Unterstützung der Gesundheit, ist oft aber mit viel Leid verbunden. (3)

Dazu kommen die schlechten Arbeitsbedingungen beim Scheren. Laut Peta werden die Arbeiter, die die Tiere scheren, pro geschorenem Schaf bezahlt. Man kann sich jetzt möglicherweise schon vorstellen, was das für die einzelnen Tiere bedeutet: Je schneller, desto besser. Aus Geldgründen. Das wiederum liegt auch an den oft deutlich zu niedrigen Arbeitslöhnen. Für das Schaf sind die Folgen Misshandlungen, Schnitte, Verstümmelungen. (4)

Was früher ein Luxusprodukt war ist heute Bestandteil der Fast Fashion Welt. Natürlich werden Schafe geschoren und es ist seit langer Zeit üblich, die Wolle zu verarbeiten. Aber wie ist es möglich, so große Massen zu produzieren?

Der Wollertrag eines Schafes hat sich verändert. Durch Züchtung kann er so gesteigert werden, dass genug Wolle für alle entsteht. Aber will ein Schaf das unbedingt? Die Wolle ist kein Rohstoff mehr, den wir nicht verschwenden wollen. Sie soll für unsere Zwecke in möglichst großen Mengen vorhanden sein.

Um dem entgegenzuwirken gibt es einige Möglichkeiten

Achtet beim Kauf auf Zertifizierungen: Wolle aus kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbt) sichert artgerechte Tierhaltung, auch das GOTS-Siegel hilft euch weiter. (5)

Das unterstützt die ursprünglichere Art der Wollgewinnung und Verarbeitung und lohnt sich sowohl für Mensch als auch Tier. So schätzen wir die Tiere als Lebewesen und können Ihnen wieder etwas zurückgeben. Mode kann leidfrei sein und fühlt sich dann gleich doppelt so gut an!

Pflegen statt neu kaufen: achtet auf Mottenschutz im Schrank und beachtet die Waschanleitung und Pflegehinweise. So sollte gewaschene Wollkleidung bestenfalls nass in Form gebracht werden und im Liegen trocknen. Zu viel Waschpulver sollte vermieden werden. Auch in den Trockner darf das empfindliche Material nicht. Ein sorgsamer Umgang zahlt sich in langer Lebensdauer der Produkte aus.

Damit wird der Bedarf an Neuware gesenkt, was langfristig der Massenproduktion entgegenwirken kann.

Fazit

Wolle ist ein großartiges Naturprodukt mit genialen Eigenheiten und Möglichkeiten. Wenn wir uns daran erinnern woher sie kommt und anfangen umzudenken, dann haben wir wirklich wieder tolle Wolle.

Autor

ThinxGreen Autorin Annika Schönicke
Annika Schönicke
(alle Zeichnungen in diesem Artikel wurden von Annika handgezeichnet)

Quellen

(1) http://www.brandenburg1260.de, http://alpines-steinschaf.net

(2) https://www.werdenfelser-schafwolle.de

(3) https://utopia.de

(4) https://www.peta.de

(5) https://utopia.de