Peter Schultes von Apomanum
Der traditionelle Apotheker
Die Leidenschaft zum originären Apothekerberuf und -handwerk ist Peter Schultes und seiner gesamten Familie in die Wiege gelegt. Mit der Gründung der Apomanum GmbH entstand ein vielseitiges Unternehmen im Bereich Naturkosmetik. Im Fokus steht die Natürlichkeit der Inhaltsstoffe, das qualitativ hochwertige Handwerk und die Mischung aus klassischen, traditionellen Produkten sowie betörenden und hochästhetischen Trendprodukten. Die Grundlage schaffen traditionelle Rezepturen, welche mit viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl die Transformation in die moderne Welt der Naturkosmetik geschafft haben. Im Interview erzählt uns Peter wie sich der Beruf des Apothekers im Zeitverlauf verändert hat, warum die Zirbe so faszinierend ist und er gibt einen Ratschlag für diese herausfordernde Lebensphase mit Covid 19.
Hi Peter, kannst du dich in ein paar wenigen bis vielen Sätzen vorstellen? Welche Person sitzt hier vor mir?
Mein Name ist Peter Schultes und ich bin Apotheker. Mein Vater hat unser traditionelles Apothekerhaus 1937 gegründet und fast die gesamte Familie steckt in diesem Berufsfeld. Ich bin der jüngste von uns Brüdern. Ich habe mir sehr früh meinen Vater als Vorbild genommen, welcher diesen Beruf mit viel Liebe ausgeübt hat. Mein Vater hatte immer ein offenes Ohr und wachsames Auge, hat sich mit den Leuten unterhalten und sich deren Probleme und Beschwerden detailliert schildern lassen. Dann stand er an seinen Rezepturen und hat ihnen eine individuelle Mixtur zusammengestellt. Das war für die damalige Zeit eine tolle Angelegenheit, weil es wenig Sachen gegeben hat, mit denen man sich helfen konnte. Irgendwann habe ich die Apotheke übernommen und auch viel mit den alten Rezeptbüchern gearbeitet. Nach einiger Zeit in diesem Beruf kam in mir der Wunsch und Drang auf, auch etwas anderes zu tun als unsere bisherigen Hauspräparate. Ich bin dann auf die Idee gekommen, eigene Kosmetik bzw. eigene kosmetische Präparate zu entwickeln. Mittlerweile umfasst diese Produktpalette alles rund um das Thema Haut, Haare, Wohlfühlen und hier bieten wir vielerlei Lotionen, Cremes und Tinkturen an. Diese unterstützen den Menschen bei den altbekannten Problemen mit Haut, Haare etc.
Jetzt sind wir ja schon voll im Thema. Wie ist es dann zur Gründung der Apomanum GmbH gekommen? Welche Aufgaben übernimmst du in eurem Unternehmen?
Ich hatte schon länger Kontakt zu Richard (Mitgründer von Apomanum), der total begeistert von unseren Produkten war. So hat sich nach und nach ein spannendes Team gefunden: Apotheker, Labormitarbeiter und Betriebswirtschaftler. Der Begriff Apomanum setzt sich zusammen aus den beiden Begriffen Apotheke und Manus, die Hand, d.h. was aus der Hand der Apotheker entsteht. Durch das Wirken dieses interessanten Teams sind viele neue Rezepturen entstanden, welche zur Linderung und Heilung beitragen können. Meine Aufgabe ist die Produktion zu kontrollieren und darauf zu achten dass alles nach den Regularien einer apothekenmäßigen Herstellung erfolgt. Man spricht hier vom vom GMP (Good Manufacturing Practice), was ich immer salopp als 'gute Manieren beim Praktizieren' übersetze. Ich versuche hier fokussiert die Tradition der Apotheke weiterleben zu lassen und dies wieder mehr ins Bewußtsein des Kunden zu bringen. Das ist was mich antreibt, diese qualitativ hochwertigen Produkte aus der Apothekerhand unseren Kunden nahe zu bringen.
Der Beruf des Apothekers ist bekannterweise ein sehr alter und traditioneller Beruf. Erkennst du Unterschiede zu dem Beruf mit seinen Tätigkeiten heute im Vergleich zur Hochzeit deines Vaters?
Da ist natürlich ein Unterschied. Wenn ich meinen Sohn, der mittlerweile die Apotheker von mir übernommen hat, anschaue, so hat er eine partiell andere Herangehensweise als ich. Mein Vater und ich haben uns mehr an unsere alten Arzneibücher und an unser Wissen gehalten. Wir haben aus diesen Informationen die Produkte entwickelt, welche wir dann vorgestellt haben. Ich wohne in einem Ort, der ein altes Kloster beinhaltet. Die Klöster haben über Jahrhunderte Hilfsstoffe basierend auf ihrem Wissen entwickelt. Da hat es sich natürlich angeboten, dieses alte Wissen mit in die Apotheke einzubringen. Das, was in der heutigen Zeit gemacht wird, ist eine stärker analytisch geprägte Herangehensweise. Das wird selbstverständlich bei uns auch gemacht, weil wir die Rohstoffe exakt auswählen und diese dem Qualitätsstandard entsprechen müssen. Ich bin ein Apotheker, welcher Visionen entwickelt. Wenn ich etwas gelesen habe, dann schaue ich, ob das gut in unsere Philosophie und unser Produktportfolio passt.
Du bist vom Apotheker zum Unternehmer geworden. Kannst du aus diesen beiden Blickwinkeln erzählen was die Apomanum GmbH so besonders macht?
Wir gehen jetzt mal direkt von der Apotheke aus. Wir sind jetzt zwei Apotheker, ich als Senior und mein Sohn als Junior. Daneben haben wir noch PTAs (Labormitarbeiter) in unserem Team. Die stellen die ganzen Produkte nach unseren Vorgaben her. Der Qualitätsstandard muss passen. Unsere Zusammenarbeit ist optimal, weil mein altes Wissen und das Wissen meines Sohnes sich perfekt ergänzen und wir uns gegenseitig fördern. Daneben kennen alle unsere Mitarbeiterinnen unsere Werte und sind bei uns seit ihrer Ausbildung ein Teil des Teams. Ohne sie ist ein solches Unterfangen nicht machbar. Wir machen Produkte, welche sogar ehemals in Wien für die kaiserlichen Hoheiten hergestellt wurden. Wir haben einen befreundeten Kollegen in Wien, welcher die Produkte auch teilweise bei uns herstellen lässt und selbst nach sehr interessanten alten Rezepturen produziert. Wir schöpfen hier aus einem Erfahrungsschatz von unseren Vorvätern, welcher sich sowohl von der Klostermedizin als auch unseren alten Apothekervorschriften inspirieren lässt. "Ich habe mir sehr früh meinen Vater als Vorbild genommen, welcher diesen Beruf mit viel Liebe ausgeübt hat."
Welche speziellen Produkte bietet ihr an?
Wir bieten z.B. einen ganz speziellen Lavendelessig (Vinaigre de Lavande) an, der auf einer uralten Rezeptur basiert und der, punktuell auf die Haut aufgetragen, gegen Pickel helfen bzw. unterstützen kann. Bereits zu Zeiten von Kleopatra im alten Ägypten war Essig ein bewährtes Mittel gegen Hautunreinheiten. Wir laufen hier also keinem Mainstream hinterher, sondern wir haben schon früh angefangen, alte nützliche Rezepturen zu entdecken und wieder aufleben zu lassen. Über viele unserer Produkte können wir schöne Geschichten erzählen. Da geht auch vieles zurück auf diesen kleinen Klosterort, auf diese kleinbürgerliche Gesellschaft. Da sind manchmal lustige Dinge passiert. Eines unserer Haarwasser z.B. beinhaltet eine Vorschrift bzw. Rezeptur, welche schon seit sehr langer Zeit viele verschiedene Dinge beinhaltet und beachtet. In der Nachkriegszeit (1945 ca.) gab es Herrschaften, die aufs Land geflüchtet sind, weil man hier ein besseres Leben führen konnte. Dabei gab es diesen einen Major mit seiner Gattin, welcher ein wallendes schönes Haar hatte. Dieses Haarwasser hat damals schon mein Vater hergestellt und es ist wirklich gut. Auch dieser Major und seine Gattin waren absolut davon angetan. Wir mussten schon immer mit denen uns zur Verfügung stehenden Mitteln auskommen und haben uns deswegen schon früh mit den kosmetischen Problemen wir Haarausfall, schlechte Haut etc auseinandergesetzt.
Was für eine Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit für Euch?
Wir haben Verantwortung gegenüber unseren Kunden. Wir leben hier in diesem gesunden Umfeld, wir sind aufgewachsen mit und in der Natur und schätzen und nutzen diese Bedingungen. Alle unsere Öle, wie z.B. das Johanniskrautöl, werden aus rein natürlich und pflanzlichen Inhaltsstoffen gewonnen. Da geht man in der Früh um 7 Uhr raus und schneidet Johanniskraut. Das Prozedere dauert dann ungefähr 4 Wochen und dann hat man ein wunderbar rotes Öl. Das macht uns absolute Freude. Diesen wertschätzenden Umgang pflegen wir mit der Natur. Der Klosterlikör z.B. liegt ein Jahr lang in einem Holzfass. Er darf bei uns ruhen und durch die Ruhe zur Reife kommen.
Alles, was wir durch Handarbeit herstellen, wird aus kontrollierten und nachhaltigen Inhaltsstoffen hergestellt. Wir haben auch ein offenes Auge auf unser Abfallmanagement und unser Ressourcenverbrauch ist überschaubar und kontrolliert.
Welche Ziele verfolgt ihr in den nächsten Jahren?
Wir wollen natürlich unsere Neuentwicklungen mehr an den Standard der heutigen Zeit orientieren unabhängig davon, ob das jezt ein Hautöl ist, eine Creme oder oder ggf. eine Zusammensetzung mit Hyaluron, was mittlerweile en vogue ist. Das wollen wir nicht hintenanstehen lassen, vor allem weil wir super Leute haben die sich zu neuen Rezepturen und zu neuen Ufern aufmachen. Hier wollen wir nicht stehen bleiben, sondern wollen und müssen Perspektiven für die Zukunft entwickeln. Die Menschen, welche sich mit der Kosmetik intensiv auseinandersetzen, sind sehr auf unsere Produkte gespannt. „Da geht man in der Früh um 7 Uhr raus und schneidet Johanniskraut. Das Prozedere dauert dann ungefähr 4 Wochen und dann hat man ein wunderbar rotes Öl. Das macht uns absolute Freude. Diesen wertschätzenden Umgang pflegen wir mit der Natur."
Entwickelst du für dich privat auch kosmetische Produkte?
Ja, auf jeden Fall. Ich mache mir z.B. mein eigenes Rasierwasser. Meine neuester Duft ist die Zirbe. Mit der Zirbe kann man z.B. eine Zirbentunktur oder Zirbenschlaftropfen herstellen. Die sprüht man auf ein Kissen und das lässt einen gut einschlafen. Die Zirbe ist wunderbar. Ich habe sie zurzeit auserkoren als Duftgrundlage. Hier arbeite ich mit Produkten eines traditionellen schwäbischen Herstellers, der tolle Grundlagen in dieser Richtung bietet: ätherische Öle, 1A Ware mit Stern. Das ist aber mein eigenes privates Spielfeld.
Wie kann ich mir den Peter als private Person vorstellen? Was begeistert dich? Was zeichnet dich als Person aus?
Wenn du z.B. Carl Spitzweg anschaust, er war ein großartiger Maler. Ich will mich jetzt auf keinen Fall mit Spitzweg vergleichen, welcher nur ganz kurz Apotheker war. Bei einem Apotheker scheint immer so ein gewisses Gen zur Kultur vorhanden zu sein. Das war in meinen 40 Jahren Berufserfahrung neben meiner Apotheke mein Hobby.
Ich wollte auf dem Land, wo ich geboren bin, etwas einbringen. Da ich ein humanistisches Gymnasium besucht habe, war Kultur für mich kein ferner Begriff, den man mit ein paar Theateraufführungen abhakt . Ich wollte immer etwas ehrenamtlich aufbauen. In diesem Rahmen ist das Museum Altomünster entstanden, welches mittlerweile ein relevantes kulturelles Zentrum der Region beheimatet (https://www.museum-altomuenster.de). Vor fünf Jahren habe ich dann alles ein wenig reduziert, um eine entspanntere Zeit als Pensionist zu genießen. Ich lese viel und bin sehr viel draußen in der Natur. Wenn man mit mir im Frühling oder Sommer spazieren geht, sind meine Augen auf den Boden gerichtet. Ich schaue immer nach Pflanzen, das gefällt mir unwahrscheinlich gut. Ich kenne mich nicht schlecht aus mit der Phytotherapie. Das macht mir auch sehr viel Spaß. Aktuell sind ja die Rauhnächte in der Advents- und Weihnachtszeit und ich höre viel auf die Natur. Sie spricht sehr deutlich zu uns. Wenn man ein bisschen ein Gefühl dafür hat, kann man schon viel erkennen. In diesem Zusammenhang haben wir auch die Themen und Produkte rund um Meditation und Yoga aufgenommen. Der Duft von Naturkosmetik-produkten in Yoga- und Meditationsstudios beeinflusst das seelische Wohlbefinden. Der Duft, aber auch gleichzeitig die Gesichts- und Körperpflege, führt dazu, dass Meditationen sanfter und intensiver durchgeführt werden können.
Möchtest du noch ein Thema ansprechen?
Einen kleinen Ratschlag habe ich noch an die Leser: Ich würde allen den Essig der 4 Diebe ans Herz legen. Das ist wieder eines meiner Hobbys. Den will sonst keiner herstellen, weil Essig im Produktionsprozess richtig stinkt. Er wird in einem 25 Liter großen, alten Steinkrug, der schon immer für die Essigherstellung verwendet wurde, hergestellt. Gerade in der Coronazeit ist der Essig der 4 Diebe wunderbar. Durch seine Zusammensetzung reicht ein Esslöffel in einem Glas lauwarmen Wasser. Nüchtern in der Früh getrunken, ist das meines Erachtens ein wunderschönes antivirales Mittel. Die Legende besagt, dass im Mittelalter während der Pest, welche ihre Opfer in Scharen dahingerafft hat, sich vier Diebe mit einem besonderen immunisierenden Essig stärkten. Diese 4 Räuber plünderten während dieser Zeit der Pest die Häuser aus und wurden nicht angesteckt. Legende oder Wahrheit? Wer weiß das schon.
Autor
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Quellen (1) Dominik Haselbauer |