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Maximilian Scherl von lichtschnitt

Maximilian Scherl von lichtschnitt

Der Handwerker mit Sinn für Design

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Quasi in die Wiege gelegt bekommen hat Max, der Gründer von Lichtschnitt, die Leidenschaft und die Verbundenheit zu Holzbearbeitung und -verarbeitung. Mit seinem guten Kumpel Markus betreibt er eine charmante Werkstatt im Herzen von Freising. Von der Hochzeitsdekoration über Leuchtschilder bis hin zu nachhaltigen Modellbauten wird hier alles designt und produziert was das Kundenherz höherschlagen lässt. Im Interview erzählt uns Max wie er mit dem Unternehmen nachhaltig wachsen möchte und warum Freising einen verdammt inspirierenden Spirit hat.

 

Hi Max, wie bist du die Person geworden, welche gerade vor mir sitzt? Kannst du dich in ein paar wenigen bis vielen Sätzen vorstellen?

Hi Ich bin Max aus Augsburg. Mein Opa hat immer dafür gesorgt, dass ich als Kind zu Hause oder in der Werkstatt an Sachen gewerkelt habe. Hier ist meine Faszination für den Naturstoff Holz geweckt worden. Ich habe Landschaftsarchitektur an der FH in Freising studiert und habe mich schnell in die Stadt verliebt. Das Studium an sich war mir zu bürolastig und theoretisch aber durch eine glückliche Fügung hatte ich an der FH die Chance deren Lasercutter zu betreuen. Mit Hilfe der Lehrangestellten habe ich mich tief in die Technologie und Software eingearbeitet und diese Kenntnisse nutze Ich heute für unsere Lasercuts. Nach dem Bachelorstudium hatte ich nicht so richtig Lust auf ein weiterführendes, theorielastiges Masterstudium und wie es der Zufall wollte wurde direkt neben meiner alten WG in der Luckengasse eine Werkstatt zu Vermietung angeboten. Unterstützt wurde ich in meiner Entscheidung pro Selbstständigkeit von meinem Papa der das auch für eine spannende Alternative zu Weiterstudieren angesehen hat.

Oh wow, das ist ein mutiger Schritt. Wie bist du dann zu deinen ersten Aufträgen gekommen?

Meine ersten Aufträge kamen hauptsächlich von Privatkunden, Freunden und Mund-zu-Mund Propaganda. Außer meiner Homepage hatte ich damals keinerlei Werbemaßnahmen in Gang gesetzt. Dann kamen die ersten Freisinger Geschäfte auf mich zu und das hat sich dann weiter rumgesprochen. Daneben habe ich Aufträge wie den Schankbetrieb des Uferlos Festivals in Freising übernommen bei dem wir im Kernteam vom Festivalaufbau mitgearbeitet haben. Daneben habe ich mich um die Schankbetreuung des Freisinger Bankzelts gekümmert. Schichten festlegen, Personal einteilen, Probleme mit der Zapfanlage beheben, Getränke auffüllen. Du siehst, ich habe mich nicht nur auf eine Tätigkeit oder Produkt versteift.

sondern von Anfang an sehrviele Sachen abgedeckt und ausprobiert. Einige Sachen haben super funktioniert andere nicht so gut. Durch dieses Ausprobieren wurden schnell die Stärken aussondiert und mit diesen festgestellten Stärken habe ich mich dann nach und nach spezialisiert. Dann sind die Aufträge immer mehr geworden und ich konnte richtig reinhauen. Ich habe mir dann schnell Unterstützung von meinem guten Freund Markus geholt. Markus ist selbstständiger Produktdesigner, hat in Coburg studiert und bring seit zwei Jahren seine coolen und inspirierenden Ideen voll ein. Es macht richtig Spass als Team zusammen hier in der Werkstatt zu arbeiten.

Welchen Wert hat das Studium in deinem Bereich aktuell?

Mein Credo ist: „Studieren ist ja ganz nett, wenn man was Gescheites gelernt hat.“ Im Studium werden mittlerweile nur noch die Grundbausteine vermittelt. Ich habe z.B. die Grundkenntnisse von CAD und diverser Grafikprogramme gelernt sowie eine ästhetisches Grundverständnis vermittelt bekommen. Du hat man alles einmal gesehen bzw. in der Theorie gehört, wie es funktioniert. Wie es wirklich geht lernt man im Studium nicht mehr, das erlernt man erst draußen im Beruf, in der freien Wirtschaft.

Welche Emotionen begleiten dich, wenn du an deine Selbständigkeit denkst? Entsteht ein Gefühl von Freiheit? hier ein vorhanden?

Hmmmm...wieviel Freiheit hat man als Selbständiger? Als Selbständiger musst du schauen, dass du die Finanzen im Griff hast, du bist verantwortlich dafür, dass der Betrieb läuft und hast daneben noch eine Familie am Start. Das ist schon eine große Verantwortung, die man sich hier aufbürdet. Diese Verantwortung geht mit Freiheiten einher, wie z.B. Ich kann dann auch mal sagen „Ich bin jetzt ne Woche im Urlaub“ oder anstatt 30 Urlaubstagen habe Ich dann 50 Urlaubstage. Die

kompensiert man aber klar wieder durch Mehrarbeit. Ich habe keine klassische 40-Stunden-Woche, die geht wie bei jedem Selbstständigen drüber. Ich höre gefühlt nie auf zu arbeiten, auch wenn ich nicht dauernd in der Werkstatt stehe. Durch die Vielfältigkeit unserer Arbeit inklusive der Design- und Entwicklungsprozesse kommen mir wie bei jedem guten Architekten auch mal abends in der Badewanne die ein oder andere gute Idee. Der Kopf rattert immer, man schaltet nicht wirklich ab. Auf der anderen Seite kann ich mir aussuchen für wen ich arbeite und mit wem. Falls keine krasse Auftragsnot besteht kann ich immer sagen: „Ne den Auftrag nehme ich nicht an, das mache ich nicht.“ Ich verkaufe mich nicht unter Wert bzw. für manche Unternehmen kann ich aufgrund deren Unternehmensphilosophie oder meiner moralischen Werte nicht arbeiten. Diese Möglichkeit besteht als Angestellter definitiv nicht. Hier ist oftmals zum großen Teil vorgegeben für wen und mit wem ich arbeite und was der Inhalt meiner Arbeit ist. „Ich fände es schön, Arbeitsplätze in der Region zu bieten und zu binden. Dieser Verantwortung würde ich mich gerne annehmen.“

Was genau ist euer Kernprodukt? Wie (er)findet ihr so ein Produkt?

Das Kernprodukt im engeren Sinne gibt es nicht. Der ursprüngliche Kern aus dem alles entstanden ist, ist der Architekturmodellbau. Selbst den machen wir komplett anders als alle anderen Architekturmodellbauer, die so im Münchner Umland unterwegs sind. Wir arbeiten ohne CnC Maschine (noch) und schneiden die Häuschen aus Holz und nicht aus Plastik raus. Unser Anspruch ist hier ein nachhaltiges Modell, welches hinten raus kompostierbar ist. Falls es nur ein Arbeitsmodell ist bzw. nicht für einen Wettbewerb verwendet wird lege ich dem Kunden ans Herz auf das Lackieren zu verzichten. Ich schieße mir zwar immer ins eigene Knie, weil beim Lackieren ordentlich Arbeitsstunden zusammenkommen. Aber ich stelle mir auch die Frage zu welchem Preis. Man hat schöne Holzhäuschen mit einer einwandfreien Oberfläche welche kompostierbar oder im Ofen verheizbar wären. Nach dem Lackieren hast du einen Haufen Rest- oder Sondermüll welcher nicht mehr recycelbar ist. Das geht ja voll in Richtung Nachhaltigkeit zu reflektieren was ich der Umwelt antue bzw. was ich mit meiner Arbeit auch verursache und vermeiden kann.

Ja wir versuchen nahezu plastikfrei zu arbeiten. In manchen Bereichen geht es leider nicht anders, das ist uns durchaus bewusst. Was wir z.B. überhaupt nicht machen ist Sachen mit Epoxy vergießen. Dieser Epoxy Trend auf instagram muss mit Vorsicht genossen werden. Da hast du ein mordsmäßig geiles Holz, ein total nachhaltiges Produkt womit du einheizen kannst, bei dem die CO2 Bilanz stimmt, und dann produzierst du Epoxy Sondermüll, weil es geil rüberkommt. Sowas stelle ich definitiv in Frage. Das muss einfach nicht sein.

Gibt es eine definierte Vision oder einen Nordstern, an dem du dich mit der Manufaktur ausrichtest?

Das ist eine sehr interessante Frage. Meine Vision persönlich ist auf jeden Fall, dass ich finanziell sicher dastehe, dass es meiner Familie gut geht. Der Betrieb darf ruhig wachsen. Ich fände es schön, Arbeitsplätze in der Region zu bieten und zu binden. Dieser Verantwortung würde ich mich gerne annehmen. Diesen Wachstumsschritt sehe ich auch im Endkundengeschäft. Im Moment machen wir viel B2B weil es einfacher ist. Die unternehmerischen Auftragspartner wissen definitiv Bescheid was sie haben wollen, die Abwicklung geht schneller. Bei den privaten Kunden muss man mit Retouren und Reklamationen rechnen. Um eine intensivere Beziehung zum Endkunden aufzubauen ist der Onlineshop entstanden und das Produktangebot größer geworden. Daneben versuchen wir auch die Produkte besser zu vermarkten. Dieses Jahr war geplant vermehrt auf Festivals und Märkte zu verkaufen. Das ist ja leider ins Wasser gefallen.

Für die Zukunft, wollt ihr da eher in Richtung Bestandsprodukte gehen, welche in größerer Masse produziert werden können oder wollt ihr den Fokus auf Auftragsarbeiten legen?

Der Kern liegt bei uns in der Vielfalt. Es macht auf jeden Fall Spass sich an die Werkbank zu stellen und mal 5,6 Schneidebretter zu machen; Produkte in Serie zu produzieren. Irgendwann wird’s dann fad. Hier bietet dann eine Auftragsarbeit eine schöne Abwechslung. Ich sehe schon auch in Zukunft, dass wir die Sachen zweischneidig fahren. Einerseits die Auftragsarbeiten, die individuelle Gestaltung, die uns ganz wichtig ist, andererseits die Ideen für/mit uns selbst die können wir dann online stellen und verkaufen.

Welche Inspirationsquellen nutzt du um dein nachhaltiges Bewusstsein weiter zu schärfen?

Viel stammt aus dem Studium heraus, da es ein grüner Studiengang ist und man lernt die Natur zu verstehen. Dazu kommt der gesunde Menschenverstand bzw. was ich mir in der Zeit erarbeitet und erlernt habe. Klar höre ich mir immer mal wieder einen Podcast an, welcher diese Nachhaltigkeitsgedanken aufgreift. Die Inspiration verteilt sich auf viele verschiedene Quellen und Einflüsse, welche ich immer abwäge und miteinander vergleiche. Da gilt der wissenschaftliche Gedanke: Es gibt nicht diese eine Lehrmeinung, es kann sich auch ändern und es gibt immer zwei Seiten von allem. Daneben inspiriert mich dieser lokale und grüne Spirit in Freising. Die Leute beschäftigen sich mit der Natur, sie wissen was nötig ist, um harmonisch zusammenleben zu können. Dieser Spirit ist geprägt von den grünen Studiengängen wie Forstwissenschaften, Landschaftsarchitektur, etc.

Wie gestaltet sich aktuell das Team?

Markus ist freier Mitarbeiter und Designer, hat noch andere Aufträge. Er arbeitet auftragsbezogen hier in der Werkstatt mit, weil wir es cool finden zusammenzuarbeiten. Daneben unterstützt mich noch eine gute Freundin im Weihnachtsgeschäft. „Daneben inspiriert mich dieser lokale und grüne Spirit in Freising. Die Leute beschäftigen sich mit der Natur, sie wissen was nötig ist, um harmonisch zusammenleben zu können.“

Was macht Lichtschnitt als Arbeitgeber einzigartig?

Freiheit der Arbeitszeitgestaltung, d.h. mir kommt es nicht drauf an ob jemand 40 Stunden da ist, früh oder spät arbeitet. Wichtig ist, dass die Arbeit gut und zuverlässig gemacht wird. Falls jemand Bock hat am Wochenende in der Werkstatt zu stehen und seine privaten Sachen zu machen – feel free. Bei uns gibt es eine große Vielfalt an Programmen, welche erlernt werden können. Wir sind im Gegenzug über jedes Know- how dankbar, welches zu uns kommt und wir aufnehmen können und damit weiterarbeiten. Wir pushen auch die Kombination aus der Arbeit am Computer und der handwerklichen Arbeit. Produkte, die du hinten raus baust solltest du auch am PC zeichnen können. Bei uns lernst du beides und musst auch beides können.

Möchtest du noch etwas zum Abschluss hinzufügen?

Die Arbeit in der Werkstatt macht uns verdammt viel Spass! Wir freuen uns auf alle anstehenden Herausforderungen. Vielen Dank für das sympathische Interview.

 

Autor

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Dominik Haselbauer
(Dominik ist der strategische Kopf im ThinxGreen Team. Er kümmert sich u.a. um die Unternehmensentwicklung und die Auftritte der Manufakturen.)

Quellen

(1) Dominik Haselbauer