Baumwolle – weder Baum noch Wolle

Baumwolle – weder Baum noch Wolle

Baumwolle – weder Baum noch Wolle

Wer versucht ein Wetttrinken gegen eine Baumwollpflanze zu gewinnen, wird vermutlich den Kürzeren ziehen.
Der WWF gibt zwischen 7.000 und 29.000 Litern Wasser an, die für 1 Kilogramm Baumwolle benötigt werden. (1)
Macht der Anbau denn da wirklich Sinn?
Tatsächlich ist Baumwolle trotz des immensen Wasserbedarfs der am häufigsten genutzte pflanzliche Rohstoff in der Textilindustrie. Weder Leinen, noch Hanf oder Seide schaffen es, der Baumwolle den Rang abzulaufen.

Woran liegt das? Die Beliebtheit hat mehrere Gründe

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  1. Baumwolle ist günstig anzubauen beziehungsweise einzukaufen. Das hat, wie später erklärt wird, zwar große Nachteile, macht es aber auch zu einem geschätzten Rohstoff der Industrie.
  2. Die Fasern sind leicht zu verarbeiten. Hierfür gibt es hochentwickelte Maschinen, die das möglich machen.

Ein kleiner Exkurs: Die Spinnig Jenny ist die erste Spinnmaschine für Baumwolle. Sie wurde etwa 1764 erfunden und war damals eine echte Sensation. Die Verarbeitung von Baumwolle wurde ein vielfaches leichter gemacht und war nun wesentlich effizienter. (2)

  1. Für Allergiker ist Baumwolle meist kein Problem, eine Unverträglichkeit kommt selten vor. Das ist für die Hersteller ein großer Vorteil, denn die Mehrheit der Menschen kann als Kundschaft angesprochen werden.
  2. Weiterhin erfreulich für die Verbraucher ist eine weitere Eigenschaft: Baumwolle ist pflegeleicht. Sie nimmt Schmutz zwar auf, gibt ihn zum Glück aber auch wieder ab.
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Das klingt also nach einem praktischen, günstigen Rohstoff, um allerlei Produkte herzustellen. Textilien, Bekleidung, Bettwäsche, Kosmetikartikel, Wattestäbchen und Taschentücher, all diese Dinge können mit dem „Wundermaterial“ Baumwolle hergestellt werden. 

Dabei ist Baumwolle ein echtes Verwandlungstalent. Sie kann, je nach Art der Pflanze und Verarbeitung, verschiedene Strukturen erhalten. So gibt es z.B. sehr grobe, schwere Stoffe für Taschen und Polster. Aber auchsehr feine, glänzende Stoffe für die Bekleidung können hergestellt werden.Sogar kuscheliger Baumwollfleece ist durch das Bürsten der Fasern möglich.

Auch wenn man ganz zu Beginn noch nicht alle Verwendungsmöglichkeiten kannte, war die Baumwolle doch ein sehr wichtiger und vielgeschätzter Rohstoff…

Die lange Geschichte der Baumwolle

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Ursprünglich wurde die Pflanze in feuchteren Gebieten wie z.B. den Tropen Afrikas oder Indiens angebaut. Das dortige Klima ist für Sie ideal. Ca. 7000 Jahre alte Nachweise der Fasern finden sich in Mexiko und China. Die Entdeckung und Nutzung fanden also parallel an mehreren Orten der Welt statt. (3)

Später kam das kostbare Gut durch Händler auch nach Europa, allerdings ließ es sich noch nicht so leicht verarbeiten wie die damals vorherrschenden Materialien, Hanf und Leinen. Der große Erfolg blieb damit vorerst aus.

Erst als die Industrialisierung in England Maschinen wie die „Spinnig Jenny“ hervorbrachte, wurde eine produktivere Verarbeitung möglich. Das brachte allerdings nicht nur Gutes mit sich: Weil mehr Baumwolle als vorher benötigt wurde, musste auch mehr angebaut werden. Das war Aufgabe der Sklaven, die unter unwürdigen Bedingungen für geringen Lohn arbeiten mussten.

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Baumwolle kämpfte sich schnell auf Platz 1 der verarbeiteten Rohstoffe und drängte Hanf, Leinen und Seide vom Siegertreppchen. Seit dem 20. Jahrhundert bekommt sie aber selbst Konkurrenz:

Kunststoffasern in der Textilindustrie erleben einen Aufschwung. (4) Sie werden allein verwendet oder mit Baumwollfasern gemischt. Heute ist es fast selten geworden, nicht „Nylon” oder „Polyester” auf dem Etikett unserer Shirts zu lesen.

Sollte man sich dann jetzt wieder für mehr Baumwolle einsetzen? Oder reicht das allein vielleicht gar nicht?

 

Autor

ThinxGreen Autorin Annika Schönicke
Annika Schönicke
(alle Zeichnungen in diesem Artikel wurden von Annika handgezeichnet)

Quellen

(1) wwfbookletthirstycrops.pdf

(2) https://www.deutsches-museum.de

(3) https://www.naturawalk.de

(4) https://www.spektrum.de